Schwarze Tinte auf weißem Papier - Wie kommt da Spannung auf?

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Kurz ist sie, hat einen offenen Anfang und ein offenes Ende, lässt Alltagshelden scheitern. Und zu Ende lesen möchte man sie im besten Fall. Gemeinsam mit Autorin Natalie Harapat und Lehrerin Nadia Schimko machten sich neun Schülerinnen und Schüler der Phorms Schule Frankfurt Taunus auf Entdeckungsreise in die Welt der Kurzgeschichte. Zeigen statt erzählen. Den Leser mitreißen. Mitfühlen lassen. Das Geschehen erlebbar machen. Das erfordert eine große Portion Empathie. Nicht zu viel verraten. Den Leser hinhalten. Die Figuren leiden lassen. Leerstellen entwerfen. Nebensächlichkeiten stehen lassen. Das ist nur was für Mutige.
 
"Meine Erinnerungen sind für andere doch langweilig"
 
Ausgehend von einer sogenannten Raumgeschichte, beschrieben die Schülerinnen und Schüler erst einmal ihr eigenes oder ein ausgedachtes Zimmer, um von dort aus mithilfe ihrer Erinnerungen oder ihrer Fantasie in eine Geschichte einzutauchen. Natalie Harapat erklärt, dass die eigenen Erinnerungen oft belanglos erscheinen. Kaum nachvollziehbar, dass der Rückblick an eine verpasste Klassenfahrt den Leser fesselt. Warum dann erzählen? Gerade die Schilderung des Alltäglichen bietet den Lesenden eine Identifikationsmöglichkeit. Dann kommt der Punkt, an dem die Geschichte Fahrt aufnimmt, sich vielleicht eine unerwartete Wende ergibt, der Text uns packt.
 
"Die Stunde ist schon vorbei?"
 
Nach der ersten 60-minütigen Schreibeinheit hatte viel Tinte den Weg aufs Papier gefunden, noch mehr Ideen warteten ungeduldig in den Köpfen. 
Wie sie das schaffe, an einer Geschichte dranzubleiben, weiterzuschreiben, Ideen zu entwickeln? Natalie Harapat braucht einen Kaffee, ihr Lieblingslied in Endlosschleife und rät dazu, die eigene Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren, sich täglich dranzusetzen. Es könne dann aber auch mal Monate oder Jahre dauern, bis eine Geschichte fertig werde. Anders ist das, wenn ein Verlag auf den Text wartet. Dann muss es schneller gehen. Das Manuskript wird durch das Lektorat geschickt, bevor der Leser das Endprodukt in den Händen hält. Lektorat am eigenen Text - eine schriftstellerische Herausforderung. Und trotzdem wurde im zweiten Teil der Schreibwerkstatt fleißig am eigenen Text gefeilt, weitergeschrieben, noch mehr Spannung erzeugt. Das Fazit am Ende des Tages: "Wir hätten noch viel mehr schreiben können."